R.L., 56 Jahre, Agraringenieur

Feedback nach seiner ersten Struktur (14 Tage nach Wochenendworkshop)


"Seit "meinem" Seminar bin ich mit Abstand nicht mehr so butterweich und "pflückreif" wie vor und zu dem ersten Seminar. Es hat sich etwas geändert, aber ich kann's noch nicht so recht beschreiben. Keineswegs schwebe ich auf "Wolke sieben", fühle mich eher sehr entspannt und geordnet. Es gibt so viel Detailarbeit zu tun, um "das Ruder rumzukriegen", oder: Nach der "großen Einsicht" folgen die vielen kleinen Schritte. Die sehe ich recht deutlich vor mir, und das tut wirklich gut. Und ich freue mich täglich drauf, sie zu tun. und ich fühle Dankbarkeit. Ist nach Außen aber eher unsensationell, unauffällig. - Also ich fühl mich durchweg wohl, orientiert und geordnet, jedenfalls deutlich besser als vorher, jenes Aufgewühlt-Sein hab ich fast schon "vergessen" wie ein abgelegtes, nie wirklich geliebtes Kleidungsstück.

Am Montag nach "meinem" Seminar habe ich trotz erheblicher Widerstände ein altes Versprechen erfüllt und habe einen Freund zum Angeln begleitet. Es war traumhaftes Wetter, Indianersommer, wolkenloser Himmel, fast kein Wind, 1000x zu schön, um überhaupt ein erfolgreicher Angeltag werden zu können. Wie vorhergesehen, so geschehen: Ich hab mich sehr schnell gelangweilt, wie bereits früher so oft, und habe dann die Zeit genutzt in Gedanken Abschied zu nehmen von den Bildern meiner "verangelten" Jugend, und bin spazieren gegangen. Abends habe ich dann den Entschluss gefasst, meinem Angelkollegen (der von diesem Pesso-Seminar und diesen Ablösungen gar nichts ahnt) meine teuerste, echt englische Hardy-Rute zu schenken. Und nicht bei ebay zu verscherbeln. Das war rein gefühlsmäßig das Richtige. Vielleicht fing er in dem Moment an, etwas zu ahnen, nachdem ich gesagt hatte, an so einem schönen Tag würde ich künftig nur noch Radtouren mit ihn machen, oder wandern gehen. Ich hatte den gewünschten Abstand, mein Überdrüssigsein positiv formulieren zu können.

Das war DER Abschied, oder einer, vielleicht der wichtigste, von mehreren. Nun freue ich mich regelrecht darauf, dass kommende Woche mit Ende der Herbstferien wieder der Jazzchor und die Teilnehmer der Schreibwerkstatt zusammenfinden. Wenn ich mir vergegenwärtige, und dafür war jener Angelmontag genau passend, wie viel Freude, Genugtuung und Geistesblitze ich empfange beim Singen, Texte Schreiben, Zuhören und Besprechen, und vergleiche das mit der Raum füllenden Monotonie, die ich gerade an jenem Angeln-Ade!-Montag so richtig, ja: schmerzhaft-genüsslich auskostete, so weiß ich heute, wo ich hingehöre, worauf ich zu achten habe und woran ich arbeiten muss. Übrigens erkenne ich mich bestens in dieser Angelfixiertheit jenes Freundes wieder, dieser traumwandlerischen Sicherheit, mit der er immer wieder zu dem Thema Fische und Angeln zurückfindet, nahezu zwanghaft bis zum innerlichen Aufschrei meinerseits, doch lerne ich tatsächlich viel über mich dabei, und ich bin ein bisschen stolz darauf, dass ich meine Enttäuschung und meinen sehr heftig erlebten stummen Widerspruch nicht an ihm "austobe", ihm vorwerfe. Ja, ich habe etwas verstanden, und darüber bin ich aufrichtig froh, fast euphorisch. Und dankbar."